Aus den oberirdischen Teilen der Seidenpflanze, Asclepias syriaca L. (Asclepiadaceae) isolierten Masler et al. [2] [3] fünf krist. Cardenolide, u. a. Syriobiosid und Syriosid, denen sie die Formeln 5 und 6 zuschrieben. A. syriaca ist eine der Futterpflanzen, auf denen die Larven von Schmetterlingen leben, welche die Cardenolide der Nahrung zu speichern vermögen und dadurch von der Vertilgung durch insektenfressende Tiere (bes. Vögel) teilweise geschützt sind. Die Inhaltsstoffe der Pflanze variieren stark. Bei dem uns zur Verfügung stehenden Material enthielten Blätter und Stengel nur Spuren von Cardenoliden, relativ viel enthielten die Wurzeln. Aus solchen konnte krist. Syriosid sowie eine Spur krist. Syriobiosid direkt durch Chromatographie gewonnen werden, die Hauptmenge des letzteren wurde erst nach fermentativem Abbau mit β‐Glucosidasen erhalten. Chemische und physikalische Methoden zeigten, dass die vorgeschlagenen Formeln 5 und 6 unrichtig sind. Syriobiosid besitzt vermutlich Formel 7 und Syriosid Formel 10. Letzteres liefert bei fermentativem Abbau mit β‐Glucosidasen nicht Syriobiosid, wie die tschechischen Autoren glaubten, sondern einen um zwei H‐Atome ärmeren Stoff, den wir Desglucosyriosid (12) nennen. Die Formeln sind gut begründet, aber nicht eindeutig bewiesen. Syriosid und Syriobiosid enthalten somit als Zuckerbaustein eine 4,6‐Didesoxy‐hexosulose (33), wie sie im Gomphosid (20) und den Calotropis‐Cardenoliden (22, 24 etc.) vorkommt, die ebenfalls von den Larven der genannten Schmetterlinge mit der Nahrung aufgenommen werden und als Abwehrstoffe wirksam sind. Copyright © 1979 Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim