Das Fibromyalgie-Syndrom (FMS) gilt als besonders schwer beherrschbare chronische Schmerzerkrankung, bei der es häufig zu einer belasteten Arzt-Patienten-Beziehung kommt. Einen möglichen Lösungsansatz für die Herausforderungen bei der Behandlung von FMS-Patienten könnte das Vorgehen nach dem Modell der Partizipativen Entscheidungsfindung (PEF) darstellen. Bei diesem medizinischen Konsultationsstil treffen Arzt und Patient nach wechselseitigem Informationsaustausch als gleichberechtigte Partner medizinische Therapieentscheidungen. In der dargestellten Studie wurde überprüft, inwieweit eine Behandlung im Einklang mit PEF die Therapieentscheidungen bei FMS-Patienten beeinflusst. Hierzu wurde ein Kommunikationstraining mit Ärzten durchgeführt, um diese zum Umsetzen von PEF zu befähigen. Für Patienten wurde ein computerbasiertes Informationsprogramm zu FMS entwickelt. 133 FMS-Patienten wurden in eine 3-armige Interventionsstudie eingeschlossen. Interventionsgruppe I (IG I) wurde von kommunikationsgeschulten Ärzten behandelt und hatte Zugang zum Informationsprogramm. Interventionsgruppe II (IG II) wurde von nicht speziell geschulten Ärzten behandelt, sah aber das Informationsprogramm. Die Vergleichsgruppe (VG) wurde ebenfalls von nicht speziell geschulten Ärzten behandelt und bekam kein Informationsprogramm. Alle 3 Gruppen konnten zwischen den gleichen evidenzbasierten Therapieoptionen wählen. Die Patienten der beiden IG entschieden sich häufiger für das Durchführen sportlicher Aktivitäten und Gymnastik, nahmen häufiger an der Integrierten Gruppentherapie für FMS-Patienten (IGTF) teil und neigten eher zur Einnahme von Analgetika. Diese Effekte waren in der IG I teilweise noch deutlicher ausgeprägt als in der IG II. Patienten der VG entschieden sich häufiger für die Einnahme von Antidepressiva. Mehr Patienten aus IG I und VG entschieden sich für Ent-spannungsverfahren als in IG II. Die Patienten der beiden IG wählten deutlich mehr Therapieoptionen als die Patienten der VG. PEF und hierbei insbesondere das Element der medizinischen Informationsvermittlung erhöhen die Behandlungsbereitschaft bei FMS-Patienten. Insbesondere die Bereitschaft zu sportlicher Aktivität, zu Analgetikaeinnahme sowie für psychotherapeutische Elemente steigt.