Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Lyme-Borreliose
als die wesentlichen Krankheiten, die in Europa durch Zecken
übertragen werden, nehmen in ihrer Bedeutung ständig zu, was mit
sehr vielen verschiedenen Faktoren, u. a. auch dem Klimawandel,
im Zusammenhang steht. In Zecken können aber noch viele weitere
humanpathogene Viren, Bakterien und Parasiten gefunden werden.
In der vorliegenden Übersicht wird das Wissen über
humanpathogene und auch bisher als apathogen geltende Viren in
Europa sowie über die verschiedenen Spezies vektorkompetenter
Zecken zusammengestellt. In diesen Zecken findet man Viren aus 6
Familien mit 8 Genera und 35 Spezies,wobei die Familien der
Flavi-, Bunya- und Reoviridae mit den Genera Flavivirus,
Nairovirus und Orbivirus die meisten Vertreter stellen. Aufgrund
ihrer besonderen Bedeutung werden das Omsker Hämorrhagische
Fieber, die Louping-ill-Krankheit, die
Frühsommer-Meningoenzephalitis und das Krim-Kongo Hämorrhagische
Fieber detailliert besprochen. Obwohl das West-Nil-Virus primär
von verschiedenen Mückenarten auf den Menschen übertragen wird,
erfolgt hier eine ausführliche Besprechung, weil West-Nil-Fieber
ein anschauliches Beispiel für eine neu auftretende und sich
rasch ausbreitende „Vector-borne disease“ in den USA bzw. eine
wiederkehrende Krankheit in Europa ist. Zudem zeichnet sich für
das Virus neben dem Mücken-Vogel-Kreislauf auch noch ein solcher
zwischen Vogel und Zecke ab. Die vorliegende Übersicht macht
aber auch in aller Klarheit deutlich, dass die durch Zecken
übertragenen Viren in Europa, mit Ausnahme des FSME-Virus, ein
leider auch besonders in Deutschland vernachlässigter
Forschungsgegenstand sind.