Die Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) hat ein den Besonderheiten des deutschen Gesundheitswesens und dem Stand der klinischen Forschung gerecht werdendes nationales Leitlinienprogramm aufgebaut. Es besteht aus einem Entwicklungskonzept für Leitlinien und aus einem Implementierungssystem. Das Konzept der AWMF umfasst einen Dreistufenplan, ausgehend von einer ständigen Entwicklung und kontinuierlichen Qualitätsverbesserung von Leitlinien. Von Leitlinien der höchsten Entwicklungsstufe (S3) wird die Einhaltung von fünf Kriterien der systematischen Entwicklung (formaler Konsensus, algorithmische Logik, Evidenzbasierung, Entscheidungsanalyse, Outcome-Analyse) gefordert, sie entsprechen damit auch im internationalen Vergleich höchsten Qualitätsanforderungen. Das Leitliniensystem der AWMF besteht aus vier Komponenten: Leitliniengruppen der einzelnen Fachgesellschaften, konzeptionalisierte Qualitätsverbesserung von Leitlinien, kontinuierliche professionelle Fortbildung und Evaluierungssystem. Das Leitlinienprogramm hat zu einer Veränderung geführt: Der Entwicklungsprozess von Leitlinien der höchsten Entwicklungsstufe hat sich vereinheitlicht. Ein Trend zur kontinuierlichen Qualitätsverbesserung der existierenden Leitlinien ist deutlich. Derzeit liegen bereits 75 Leitlinien der Stufen S2 und S3 (evidenzbasierte Konsensleitlinien) vor. Die Fachgesellschaften haben mit der Benennung von 67 prioritären Gesundheitszielen, für die sie die Entwicklung von S3-Leitlinien planen, ihre Motivation zur Fortsetzung der begonnenen Arbeit bekundet. Die noch vorhandenen Barrieren (mangelnde finanzielle Unterstützung und wissenschaftliche Anerkennung für Leitlinienentwicklung) sind durch gemeinsames Engagement aller Beteiligten im Gesundheitssystem zu überwinden.